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Vulcan Willi - Das deutsche Spock-Double

Wie aus einem Vulkanier Willi Wiegand wurde
(Sternzeit: 5308.09)

 



Auf dem Schiff, das Kurs auf die Erde genommen hat und nur noch wenige Stunden von seinem Ziel entfernt ist, herrscht auf der medizinischen Station helle Aufregung!
Jedes Crewmitglied scheint sichtbar nervös auf das Ereignis zu warten, welches in den nächsten paar Minuten dort geschehen wird. Man merkt der gesamten Besatzung, vom Captain bis zum jüngsten Fähnrich, die Nervosität und die Anspannung an.

Diese Unruhe einer Raumschiffbesatzung wäre in dieser Situation eigentlich nichts besonderes, denn auf dem Bett der medizinischen Station liegt eine hochschwangere Frau, die in diesen Minuten ihr Kind zur Welt bringen wird. Alle warten auf die Entbindung, denn dieses Kind wird ein ganz besonderes sein und das weiß hier jeder an Bord des Schiffes. Von Minute zu Minute steigt die Nervosität in den Gesichtern der Besatzung.

Dies alles wäre völlig normal, wenn.....ja wenn dieses Schiff kein vulkanisches Shuttle wäre und eben diese Crew keine Vulkanier wären! Der Grund, warum eine Geburt an Bord bei dieser Rasse derartige Gefühlsausbrüche auslöst?
Nun.....die werdende Mutter ist eine Humanoide von der Erde!
Der Vater des Neugeborenen ist Vulkanier!

Jeder der Crew weiß aus Geschichtsbüchern und aus Dateien, dass ein solches Ereignis vor vielen Jahrzehnten ihrem Volk eine wichtige und heute berühmte Persönlichkeit hervorbrachte.

Der Captain, der sich seit einer Stunde ebenfalls auf der medizinischen Station aufhält, betätigt, sichtbar bewegt, den Kommunikationssensor und der Schrei des soeben zur Welt gekommenen Babys hallt durch jeden Korridor des Schiffes.

Endlich hat die Nervosität der Crew ein Ende und jeder atmet erleichtert durch. Dem Arzt stehen jetzt noch einige Stunden chirurgischer Feinarbeit bevor, denn bis zur Landung auf der Erde, muss aus dem spitzohrigen Neugeborenen ein humanoid aussehendes Geschöpf werden.....und das erfordert einige Veränderungen, vor allem an den Ohren, mittels plastischer Chirurgie. Nach 3 Stunden ist aus einem winzigen Vulkanier ein winziger Mensch geworden. Er erhält den Namen Willi Wiegand.

Das vulkanische Shuttle beginnt nun den Landeanflug zur Erde. Auf dem Kontinent Europa ist es Nacht und der Captain beschließt mit seinen Offizieren, dort zu landen, um die humanoide Mutter und ihren Neugeborenen unbemerkt im Schutze der Nacht abzusetzen.
Die genauen Koordinaten:
Europa - Mitteleuropa - Deutschland - Hessen - Frankfurt am Main.

Diese Stadt wird für beide die neue Heimat werden. Willi wird in den Kindergarten gehen, die Hauptschule mit 14 Jahren abschließen, eine Lehre als Schriftsetzer machen, in diesem Beruf 10 Jahre arbeiten, danach diesen Beruf aufgeben müssen und bis heute als Angestellter in einer Bibliothek sein Geld verdienen. 42 Jahre lang kann er seine Herkunft verbergen.
Als er 19 Jahre alt war, sah er im Fernsehen eine als Science Fiction - Serie getarnte Dokumentation über seinen Vorfahren Spock, die ihn an seine Herkunft erinnerte. Woche für Woche sah er sich diese Dokumentation namens Raumschiff Enterprise an. Nach 3 Jahren wurde plötzlich keine dieser informativen Sendungen mehr gesendet, aber man hörte immer wieder von Fans, die sich treffen und von Jahr zu Jahr mehr wurden und sich Trekkies nannten. Im Jahr 1995 schloss sich Willi diesen Fans an und ein Jahr später im März zeigte er sich zum allerersten Mal der Öffentlichkeit - getarnt als verkleideter Fan - in der Gestalt seiner wahren Herkunft.....als Vulkanier! Die Medien wurden auf ihn aufmerksam, Zeitungen berichteten über ihn und er wurde sogar in diverse Fernsehsendungen eingeladen.
Er wurde auch im sogenannten Fandom immer bekannter und so kam es, dass er sogar als Spock - Doppelgänger zu Conventions als Gast eingeladen wurde, um dort auf der Bühne den Fans über sich zu erzählen.
Zum Glück hatte Willi, da er in Frankfurt aufwuchs, den hessischen Dialekt angenommen, den die Fans amüsant fanden und im Ohr immer die Synchronstimme von Spock (Herbert Weicker) hatten, sodass sie nie Verdacht schöpfen konnten und einfach nur dachten:
Da steht ein recht guter Doppelgänger vor uns.


Diese Story von Willi Wiegand wurde später die Vorlage für den Song "Vulcan Willi" auf Bernd Felsberger’s CD "Strange Phenomena". (Erscheinungsdatum: Januar 2000).